Burgenlandkreis
Suche nach vermisstem Jungen - Mädchen tot aufgefunden
VON TORSTEN GERBANK, 19.02.12, 09:01h, aktualisiert 19.02.12, 16:39h
Mit Schlauchbooten wird am Sonntag in Weißenfels (Burgenlandkreis) auf der Saale gesucht. (FOTO: DPA)
WEISSENFELS/MZ. In Weißenfels suchen Rettungskräfte weiterhin fieberhaft nach einem sechs Jahre alten Jungen. Er und seine fünf Jahre alte Schwester wurden Sonnabendnachmittag als vermisst gemeldet, nachdem sie nicht wie verabredet vom Spielen nach Hause gekommen waren. Das Mädchen war allerdings bereits in der Nacht gegen 23.15 Uhr in der Nähe der Weißenfelser Herrenmühle tot aus der Saale geborgen worden. Das hatte am Morgen die Polizei bestätigt.
Ein Rettungshund klettert am Sonntag in Weißenfels am Ufer der Saale während der Suche nach einem vermissten Jungen neben Rettungskräften aus einem Schlauchboot. (FOTO: DAPD)
Feuerwehrmänner wie Florian Krell arbeiten an der Leistungsgrenze. "Aber so lange es noch Hoffnung gibt, den Jungen lebend zu finden, putscht das immer wieder auf", sagt er. Die Hoffnung der Retter ruht derzeit darauf, dass der Junge das dramatische Geschehen um seine Schwester miterlebt hat und aus Angst weggelaufen ist und sich möglicherweise irgendwo versteckt. Deshalb sind Polizei, Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, Rettungshunde und andere Helfer auch im Umfeld von Herrenmühle und Leipziger Straße unterwegs, um mögliche Rückzugsorte des Jungen zu durchsuchen. Gesucht wurde zum Beispiel in der alten Trommelfabrik auf den Badanlagen und auch im Bereich der Bergschule, die der Junge besucht. Bislang erfolglos. Noch in der Nacht war das Technische Hilfswerk mit Booten und Suchscheinwerfern auf der Saale, um die Uferbereiche abzusuchen. Von Interesse war zum Beispiel, ob es irgendwo Abbruchstellen gibt. Kurz nach 22 Uhr gingen Ronja, ein speziell ausgebildeter Suchhund und ihr Führer Dirk Zahm auf Tour. Mit Geruchsproben von Schuhen eines Kindes in der Nase führte Ronja die Retter von der Hohen Straße aus hinunter zur Leipziger Straße und dann auch eine Böschung hinab zur Saale. Der Weg des Suchtrupps verlief weiter bis hinauf zum Klemmberg, an der Bergschule vorbei und wieder zur Hohen Straße. Nach etwas mehr als drei Kilometern und einer Suchzeit von gut einer Stunde wurde Ronja aus dem Dienst genommen. "Das Tier ist erschöpft. Ronja ist geschafft", sagte Zahm. Sie habe Schwerstarbeit geleistet. Bei ihrer Arbeit nehmen Suchhunde wie Ronja einen Geruch auf, der entsteht, wenn Bakterien Hautschüppchen von Menschen zersetzen. "Wenn sich Menschen bewegen, verlieren sie eine Unmenge dieser Schuppen", so Zahm, die werden dann von den Bakterien befallen. Schon in der Nacht halfen auch Freiwillige aus Weißenfels, die sich über Facebook organisiert hatten, bei der Suche nach den Kindern. Sie waren mit Taschenlampen ausgerüstet zum Beispiel auf dem Klemmberg unterwegs, in der Leipziger Straße, aber auch in der Innenstadt.
Vermisste Kinder von Weißenfels werden von Polizei und Rettungsdienste gesucht. (FOTO: PETER LISKER)
Nachdem bereits am Sonnabend Rettungshubschrauber die Suche unterstützt hatten, ist inzwischen auch wieder Hilfe aus der Luft vor Ort. Zudem sollen Taucher zum Einsatz kommen, um im vier Grad kalten Saalewasser nach dem Kind zu suchen. Die Mutter ist nach MZ-Informationen in medizinischer Betreuung. Bereits in der Nacht waren Notfallseelsorger im Einsatz, um die Familie zu betreuen.
Aufgrund der dramatischen Ereignisse ist auch der für Sonntag geplante Karnevalsumzug abgesagt. Er sollte um 14 Uhr starten. Allerdings sind Weißenfelser derzeit dabei, sich für 17 Uhr zu verbabreden. Sie wollen gemeinsam um das tote Mädchen trauern und Kerzen anzünden. Als mögliche Treffpunkte sind derzeit der Marktplatz und der Parkplatz am Töpferdamm im Gespräch. Dort, unweit des Wohnhauses der Kinder, sollen das Mädchen und der Junge zuletzt gesehen worden sein.
|